Tiefenökologie ist eine praxisorientierte Philosophie, die Menschen dazu bringt, „mit dem Herzen zu denken“. Sie basiert auf Erkenntnissen der Systemtheorie, der Umwelt- und der Hirnforschung. Durch Übungen lernt man, sich selbst als Teil des Systems Erde wahrzunehmen und besser mit anderen Menschen in Verbindung zu treten.
Der Begriff „Tiefenökologie“ stammt vom norwegischen Philosophen und Bergsteiger Arne Naess (1912–2009). Im Gegensatz zur „flachen“ Ökologie, die z.B. mit Hilfe von Kläranlagen oder Schadstofffiltern die Lebensbedingungen der Menschen verbessern will, verfolgt die Tiefenökologie einen umfassenderen Ansatz. Sie wendet sich den Ursachen der Naturzerstörung zu und erforscht, welche Aufgabe der Mensch im System Erde haben könnte.
Die Systemtheoretikerin und Buddhismusforscherin Joanna Macy (geb. 1929) hat die praktischen Übungen der Tiefenökologie weiterentwickelt. Sie hält es für unvermeidlich, auf die fortschreitende Zerstörung der Welt mit Angst oder Schuldgefühlen zu reagieren. Diese Gefühle werden oft verdrängt, was zu Starre und Handlungsunfähigkeit führt. Erst wenn man mit diesen Gefühlen wieder in Kontakt tritt, so der österreichische Umweltpädagoge Andreas Schelakovsky, kann tiefgehendes Engagement für die Welt entstehen. „Haben Menschen ihre Lage erkannt und ihre emotionale Reaktion auf den Zustand der Welt erforscht, erwächst zumeist der Wunsch nach engagiertem Handeln – nicht aufgrund moralischer Ermahnung, sondern aus einem inneren Wissen um Verbundenheit.“ [Quelle: Pressetext von Christian Brüser für das Ö1 Radiokolleg vom 25. bis 28. März 2013]
Tiefenökologie (engl. deep ecology) ist eine spirituelle, naturphilosophische Ausdrucksform des Biozentrismus, der den Menschen als Teil der Ökologie/Erde und nicht als außenstehendes Objekt sieht. Entsprechend dem Biologismus geht damit die Erklärung der Wirklichkeit, insbesondere menschlicher Verhaltensweisen und gesellschaftlicher Zusammenhänge, im wesentlichen oder ausschließlich unter Zuhilfenahme biologischer Gesetzmäßigkeiten einher. Leitgedanke ist die Vereinigung von Denken, Gefühl, Spiritualität und Handlung. Der Mensch soll sich insbesondere seiner Rolle als „Bewahrer“ oder „Zerstörer“ seiner eigenen Welt bzw. Lebensgrundlage bewusst werden. Über die rein wissenschaftlichen, „oberflächlichen“ Antworten (bezüglich ökologischer und sozialer Probleme) hinaus sollen „tiefere“ Fragen nach möglichen Veränderungen menschlicher Lebensart gestellt werden.
Eine psychologische Variante der Tiefenökologie hat Theodore Roszak in seinem Buch Ökopsychologie – Der entwurzelte Mensch und der Ruf der Erde (1994) entwickelt. Mit der Forderung nach „biosphärischer Gleichheit“ ist der Gedanke einer Empathie für alles Lebendige verbunden. Die Vorstellung, der Mensch befinde sich lediglich in einer Umwelt, wird zurückgewiesen. Die Tiefenökologie sieht nach Roszak „die Wurzel des ökologischen Übels in unserer unausrottbaren Überzeugung, dass Menschen jenseits der Natur und über der Natur stehen, sei es als Herr oder als Wächter“.
Als Teildisziplin der Psychologie und Ökologie, verbunden mit interdisziplinärem Bezug, will die tiefenökologische Psychologie die historisch entstandene Kluft zwischen psychologischer und ökologischer Betrachtungsweise schließen und einen neuen Vernunftbegriff begründen, der im Zusammenhang mit der Gaia-Hypothese den Standpunkt der nichtmenschlichen Natur einnimmt und den Anthropozentrismus überwindet. [Quelle: Wikipedia]